Muslim Arabic Couple Indoor, White Mosque

Der Gesandte Allahs ﷺ sagte: „Wer heiratet, hat die Hälfte seines Glaubens vervollständigt. Also lass ihn Allah in der anderen Hälfte fürchten.“ (At-Tabarani)

Einer der Gründe, warum wir in einer sozialen Krise hinsichtlich der Ehe und zwischenmenschlicher Beziehungen generell stecken, liegt auch in der Tatsache, dass wir unsere Religion oftmals auf das Gebet und das Fasten beschränkt haben. Wie anders ist es zu erklären, dass wir uns in den Moscheen wie Lämmer benehmen und in den eigenen vier Wänden zu Wölfen mutieren. 

Würden wir nur verstehen, dass Taqwa auch im Umgang mit Allahs Schöpfung ein Bestandteil unseres Glaubens ist, wären viele Probleme unter den Menschen auf einen Schlag gelöst. Denn was ist die wichtigste Eigenschaft des Gläubigen, um seinen Glauben zu erhalten und zu festigen: Sabr.

Dabei benötigen wir zwei Arten der Geduld: eine, die uns verhilft, standhaft in unseren Verpflichtungen gegenüber Allah zu bleiben und die andere, die uns davon abhält, in Sünden zu verfallen. Der Islam ohne Sabr und Opferbereitschaft ist ein Vogel ohne Flügel. 

Und da die Ehe die Hälfte des Glaubens ist, wie es der Gesandte ﷺ beschrieben hat, ist dementsprechend auch hier die Geduld die wichtigste Eigenschaft, um den Bund der Ehe zu erhalten. Hier geht es nicht um Selbstverwirklichung oder dem anderen seine Regeln und Gewohnheiten aufzuzwingen, die Ehe bedeutet Kompromissbereitschaft, Nachsicht und Verständnis. 

Mann und Frau sind nicht gleich, was in diesen Zeiten nicht oft genug erwähnt werden kann. Allah hat seine Schöpfung nach besten Plan erschaffen, aber auch so, dass sie sich einerseits ergänzen, und dass die einen an den anderen geprüft werden können, um am Ende zu sehen, wer sich am besten verhält und dadurch in Akhira seinen Lohn erhält. 

Um dieses Ziel zu erreichen, benötigt es neben der Geduld Weisheit und richtiges Wissen, wobei das sogenannte Halbwissen uns von dem Ziel weiter entfernt oder im mindesten Fall den geraden Weg erschwert:

Abu Huraira berichtete, dass Gottes Gesandter gesagt habe: „Behandelt Frauen freundlich, denn sie wurden aus einer Rippe geschaffen, und der krummste Teil einer Rippe ist ihre Spitze. Wenn ihr versucht, sie zu begradigen, werdet ihr sie brechen, und wenn ihr sie in Ruhe lasst, bleibt sie krumm; also behandelt Frauen freundlich.“

(Bukhari und Muslim.)

Wie viele Beziehungen könnten gerettet werden, wenn man nur verstehen würde, dass die krumme Rippe keine Makel, sondern eine Stärke ist. Manche verwechseln die Krümmung mit dem geraden Weg, so lasst uns zum Schluss erwähnen, was tatsächlich hinter diesem Vergleich stecken kann. 

Als allererstes ist festzustellen, dass die Rippe aus der langen Liste der wunderbaren Kreationen Allahs stammt. Sie ist in ihrer Art und Funktion ausschließlich nützlich. Sie schützt das wertvollste Organ, das der Mensch besitzt und was ihn am Ende auch ausmacht. Das Herz ist nämlich der Grund und der Indikator dafür, wohin die Reise der Seele geht. 

Neben ihrer Krummheit haben die Halbwissenden ebenso übersehen, dass die Rippe leicht und weicher als andere Knochen ist, wodurch sie flexibler ist. In der Krümmung liegt ihre tatsächliche Stärke, aufgrund derer sie Schläge von außen besser absorbieren und abfangen kann, was sie zu einem perfekten Wächter des Herzens macht. Welcher andere Teil des Körpers kann das schon von sich behaupten? 

Und die Rippe wäre tatsächlich schwach und unbrauchbar, wäre sie gerade wie ein Stock. 

Zudem ist die Rippe das Verbindungsstück zwischen der Wirbelsäule und dem Sternum, dem Brustbein. Das Rückgrat ist der wichtigste Stabilitätsfaktor im Körper. Das Brustbein ist der Schild vor dem Herzen. Doch ohne die Rippe und somit ohne Halt wären beide völlig nutzlos. Sie hält diese beiden wichtigen Komponenten im Körper zusammen, was ohne ihre besondere Form nicht möglich wäre. 

Neben dem Herzen schützen die Rippen auch die meisten lebenswichtigen Organe. Der Mensch kann ohne Auge oder Bein (über)leben, aber nicht ohne Lunge oder Leber. 

Die Bewegung der Rippe ist kaum sichtbar und weniger spektakulär als die Faust auf dem Tisch, aber allein ihre Flexibilität erlaubt es dem Atmungsorgan, sich zu weiten, um den lebenswichtigen Sauerstoff überhaupt aufnehmen zu können. Die Rippe ruht quasi in sich selbst, was eben auch ihre Stärke ist und keiner unnötigen Zurschaustellung bedarf. Jede Blockade oder Verletzung dieses Knochens mindert die Leistungsfähigkeit des Körpers. Und wenn sie einmal bricht oder anknackst, ist der Schmerz umso stechender und nachhaltiger, der bei jedem Atemzug weh tut.

Wer mit der Orthopädie etwas vertraut ist, wird wissen, dass die Rippe aus therapeutischer Sicht eines der unkompliziertesten Bestandteile des Körpers ist. Sie wächst in der Regel bei einem Bruch von alleine zusammen, ohne dass man therapeutisch nachhelfen muss. Und so lange nicht von außen mit übermäßigem Druck oder einem Schlag auf sie eingewirkt wird, ist sie im Vergleich zu anderen Strukturen im Körper durch Krankheiten oder Verschleißerscheinungen kaum betroffen. 

Das, was wir also aus unserer Begrenztheit als einen optischen Makel sehen, ist in Wahrheit ein wunderbares und geniales Konstrukt. Und jeder Versuch, es ändern zu wollen, wird zwangsläufig in einem Desaster enden. 

Sie hat ihren Ecken und Kanten – wie es eben jede etwas ausgefallenere Skulptur haben kann – aber gerade darin steckt auch ihre Besonderheit und Schönheit. Die Rippe gerade biegen zu wollen, ist ein zerstörerischer Gedanke, nicht nur für die Frau, sondern für die ganze Ummah, die ein Körper ist. Diese Warnung ist nicht nur an die Männer gerichtet, inzwischen vermehrt auch an die Frauen, die sich haben einreden lassen, dass sie einem schöpferischen Makel unterliegen.

So wie die Männer aufgerufen sind, ihr Bild über das Wesen der Frau nachzujustieren, sind entsprechend auch die Frauen gefordert, bestimmte Begriffe, die in heutiger Zeit den Männern angeheftet werden, zu überdenken. 

Shaytans Ziel ist es, als eine Art Anti-Gott seine eigene Welt zu kreieren, indem er sie auf den Kopf stellt, die Fitrah seines größten Feindes mit seiner Ethik ersetzt, um ihm vor die Füße zu fallen, so wie es einst ihm umgekehrt von Allah befohlen wurde. 

Das ist die versteckte Agenda, die in allen Bereichen unseres Lebens gegenwärtig ist, ohne es wirklich oft genug zu realisieren. Aus diesem Grund erkennen wir nicht die Verknüpfung zwischen dem Ziel und den Mitteln, weil im Gegensatz zu seinen Werkzeugen, Shaytans Wirken verborgen bleibt. 

Im Wahl der Mittel gibt es für den Satan kein Tabu. Wenn er bereit und fähig ist, sich zwischen den Betenden in der Moschee aufzustellen, um sie mit seinen Einflüsterungen mit Weltlichem zu betören und stören, so ist es für ihn ein leichtes, sich in jeden anderen Bereich unseres Lebens einzuschleichen.  

Aufgrund der Reichweite der Informationen, die die Globalisierung und das Internet mit sich gebracht haben, müssen wir heute mehr denn je alles an uns herangetragene im Prisma des Qurans betrachten. Worte können Magie sein, wie es der Gesandte Allahs ﷺ einst ausgedrückt hat, die primär dazu verwendet wird, um Zweitracht in der Ehe hervorzurufen, die letztlich zu einer Trennung führen sollen, was Shaytans größte Genugtuung ist. 

Sein Erfolg ist aufgrund stetig steigender Scheidungsraten ersichtlich und sogar messbar. An uns liegt es dem entgegenzuwirken und das werden wir nur können, wenn wir auch verstehen, von wo die Schüsse fallen. Und einer davon ist, wie schon erwähnt, die Schöpfung auf den Kopf zu stellen. Die Frau wird immer mehr Mann, während der Mann alles, bloß nicht männlich sein darf.

Deswegen, liebe Geschwister, fallt nicht auf die Ränke des Shaytans und seiner Helfer unter den Menschen rein, überdenkt noch einmal – falls pathologisch vorhanden – eure Definition von Begriffen wie Patriarchat und streicht aus eurem Vokabular jene wie Toxic Masculinity. Sie sind in das eigentliche Gift für eine Ehe, auch wenn es natürlich Männer gibt, die nicht ihrer Natur entsprechend handeln; sie können eine Karikatur, aber auch ‘zu wenig’ Mann sein. Dies sind pathologische Randerscheinungen unter den männlichen Vertretern der Schöpfung, die bei seinem weiblichen Pendant gleichermaßen auftreten können. Diese sich immer weiterverbreitenden Geschwüre müssen dringend aus dem generellen Diskurs über die Geschlechter und ihrer Rollenverteilung innerhalb der Gesellschaft entfernt werden, damit ein gesundes Familienleben gewährleistet ist.  

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Geschlechterrollen, Gesellschaft, Islam, Kultur, Lebensführung, Religion